DIN EN 50600 – Die Norm für Rechenzentren / Das genormte Rechenzentrum
Planen und Auditieren eines Rechenzentrums
Sicherheit und Verfügbarkeit von Daten sind heute wettbewerbsentscheidende Faktoren. Jedes Unternehmen und öffentliche Einrichtung sind von IT-Systemen abhängig, sie alle sind darauf angewiesen, dass Ihre Daten geschützt werden und jeder Zeit abgerufen werden können. Viele Unternehmen nutzen die Dienste von IT-Dienstleistern und mieten in externen Rechenzentren separate Stellflächen, Racks und Rechenkapazität. Einige Unternehmen entscheiden sich allerdings, ein eigenes Rechenzentrum aufzubauen. Unabhängig davon für welche Variante Sie sich entscheiden, in jedem Fall stellt sich die Frage, wie diese eigenen Anforderungen erfüllt werden?
Mit der DIN EN 50600 werden alle Aspekte im Lebenszyklus eines Rechenzentrums berücksichtigt. Sie ermöglicht erstmals eine europäische normative Grundlage für Rechenzentren und gibt die Planung der Baukonstruktion, Elektroversorgung, Klimatisierung, Verkabelung, Sicherheitssysteme vor und beschreibt Anforderungen für den Betrieb. Des Weiteren schafft sie Sicherheit und Klarheit für Planer, Betreiber und dokumentiert für Ihre Kunden die Normenkonformität Ihres Rechenzentrums.
Auf der Suche nach einem geeigneten Anbieter für IT-Dienste waren bis dato aufwändige Recherchen notwendig. Wollte ein Unternehmen ein eigenes Rechenzentrum bauen, mussten viele verschiedene Vorgaben berücksichtigt werden. In 2012 wurde diese Normenreihe eingeführt, in der DIN EN 50600 werden praxisbezogen alle Aspekte rund um die Rechenzentrumsinfrastruktur behandelt. Sie dient als Projektleitfaden für:
- Die Konzeption eines Rechenzentrums (allgemeine Konzepte)
- Die Einrichtung eines Rechenzentrums (Design)
- Und den Betrieb eines Rechenzentrums (Betrieb)
Die DIN EN 50600 bietet die folgenden vier verschiedenen Möglichkeiten zur Umsetzung:
Verfügbarkeit:
Es werden vier verschiedene Verfügbarkeitsklassen unterschieden:
Klasse 1: Geringe Maßnahmen werden ergriffen, eine Unterbrechung des Betriebes ist jederzeit möglich
Klasse 2: Unterbrechungen durch Wartungsarbeiten sind planbar
Klasse 3: Wartung des Rechenzentrums bei laufendem Betrieb
Klasse 4: Betriebsunterbrechungen sind nahezu ausgeschlossen
Sicherheit:
Wird ebenfalls in vier Schutzklassen aufgeteilt. Im Mittelpunkt befindet sich bei der der Konstruktion des Rechenzentrums das "Zwiebelschalenprinzip“, die wichtigsten Systeme werden im Kern untergebracht (höchster Schutzbedarf), nach außen hin nimmt die Relevanz der Systeme ab. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist die Wahl des Standorts.
Schutzklasse 1
- Allgemeine Bürobereiche
Schutzklasse 2
- Personaleingang zum RZ
- Ladebereich
- Lagerbereich
Schutzklasse 3
- Elektrobereich
- Bereich Klima und Kälte
- Telekommunikationsbereich
- Aufbau- und Testräume
Schutzklasse 4
- Rechenräume
- Steuerungsbereich
- Bürobereich RZ
- Netzwerkverteilerbereich
Befähigung zur Energie Effizienz:
Möglichkeit der Strommessung, es werden drei Niveaus unterschieden. Durch den hohen Stromverbrauch spielt die Effizienz und die Forderung nach CO2-Reduktion eine wichtige Rolle.
Operative Exzellenz:
Die DIN EN 50600 gibt Leitlinien und Bewertungsverfahren hinsichtlich des Tagesgeschäfts, der Wartung, eventueller Notfälle und Modernisierungen vor (Berührungspunkte zur ISO 20000, ISO 27001 und IT-Infrastructure Library (ITIL).
Im Anschluss besteht die Möglichkeit das Rechenzentrum auf Basis dieser Norm zu zertifizieren.
Vorteile der DIN EN 50600:
- Erfüllung der europäischen normativen Grundlage.
- Nachweis für eine physikalische Sicherheit und Versorgungssicherheit eines Rechenzentrums gegenüber ihren Kunden und ihren Geschäftspartnern.
- Verbesserung der physikalischen Sicherheit und Versorgungssicherheit des Rechenzentrums.
- Aufdecken von Verbesserungspotenzialen.
- Reduzierung von Betriebskosten durch höhere Effizienz des Rechenzentrums.
- Reduzierung von Ausfallwahrscheinlichkeit und Störanfälligkeit.
- Wettbewerbsvorteile durch Einhaltung der europäischen normativen Grundlage.
- Steigern der Kundenzufriedenheit und Marktbekanntheit.
- Die Qualität des Rechenzentrums wird messbar.
Gliederung
Die DIN EN 50600 gliedert sich in die folgenden vier Teile auf und gibt klare Vorgaben:
- Allgemeine Konzepte, Risiko- und Anforderungsanalyse
- Auszuführende technische Infrastruktur, Design
- Management und Betrieb
- Kenngrößen (KPI)
Das Ganze umfasst insgesamt die folgenden sieben Abschnitte. Der eigentliche Bauprozess wird im Teil 1, „allgemeine Konzepte“ beschrieben:
Die DIN EN 50600
DIN EN 50600-1 Allgemeine Konzepte für die Konstruktion von Rechenzentren
Dieser Teil gibt vor, was wie zu schützen ist und verlangt eine umfassende Betriebskostenanalyse und Geschäfts- und Risikoanalyse:
- Welchen Risiken ist das Rechenzentrum technischer Struktur ausgesetzt?
Beispiele: Sabotage, Überflutungen, Stromausfälle etc.
- Welche sind die geschäftlichen Risiken und die Betriebskosten
Kosten von ungeplanten Ausfällen und Wartungszeiten, in denen das RZ nicht zur Verfügung steht (Standzeitanalysen)
DIN EN 50600-2-1 Gebäudekonstruktion
Grundlage der Gebäudekonstruktion und alle dazugehörenden Aspekte, wie die Auswahl eines geeigneten Standortes und dessen Konfiguration. Wie diese Grundlage umzusetzen ist, wird nicht vorgegeben.
DIN EN 50600-2-2: Stromversorgung und Stromverteilung.
- Welche Dimensionierung ist anforderungsgerecht?
- Welche Verfügbarkeitsklasse ist geeignet?
- Wie ist die physische Sicherheit des RZ gewährleistet?
Dieser Teil beinhaltet ebenfalls die Energieeffizienz, die Norm legt drei Granularitätsniveaus fest, auf denen gemessen wird:
- Das gesamte Rechenzentrum
- Bestimmte Einrichtungen
- Infrastrukturen des Rechenzentrums
- Einzelne Elemente, wie beispielsweise ein Server
DIN EN 50600-2-3 Regelung Umgebungsbedingungen / Überwachung der Umgebung
Der Abschnitt 2-3 gibt folgende Vorgaben hinsichtlich der Umgebungsbedingungen und der Infrastruktur eines Rechenzentrums:
- Vorgaben für die definierten Schutzklassen
- Vorgaben für die definierten Verfügbarkeitsklassen
- Vorgaben für die definierten Energieeffizienzklassen
Des Weiteren beinhaltet dieser Teil die folgenden Festlegungen und Empfehlungen für:
- Temperatursteuerung
- zur Handhabung von Flüssigkeitsströmen
- zur Behandlung von Luftverunreinigungen (Schwebeteilchen)
- zum Umgang mit mechanischen Schwingungen
- prototypische Etagengrundrisse und Standortvorgaben
- Nennt geeignete Verfahren zur Energieeinsparung
- Gibt, bezogen auf die Umgebungsbedingungen, weitere Details zur physischen Sicherheit der Systems
DIN EN 50600-2-4 Infrastruktur der Telekommunikationsverkabelung
Der Abschnitt 2-4 befasst sich ausnahmslos mit der Verkabelung im Rechenzentrum selbst, wie beispielsweise:
- Netzwerk- und Storage-Leitungen
- Überwachung
- Regelung und Gebäudeautomation
- Schaltschränken
- Kabelwege
DIN EN 50600-2-5 Sicherungssysteme
Das Sicherungssystem bezieht sich auf die Befähigung zur Energieeffizienz, die Einrichtungen und Infrastrukturen für Sicherungssysteme von Rechenzentren. Sie spezifiziert Anforderungen und gibt Empfehlungen für die definierten Rechenzentrumsbereiche und die darin eingesetzten Sicherungssysteme, bezogen auf den Schutz, vor:
- Unautorisierter Zugang
- Feuer innerhalb der Rechenzentrumsbereiche
- Umgebungsbedingte Ereignisse
- Gefährdungen, die durch elektromagnetische Beeinflussung, Vibration,Überflutung, Gas und Staub innerhalb und außerhalb der Rechenzentrumsbereiche auftreten können
DIN EN 50600-3-1 Informationen für das Management und den Betrieb
Der Abschnitt 3-1 nimmt das Management und den Betrieb von Rechenzentrum in den Fokus und spezifiziert deren folgenden Prozesse:
- Ausfallsicherheit
- Verfügbarkeit
- Sicherheit
- Energieeffizienz
- Managementprozesse
- Abnahmeprozesse
- Betrachtung des Übergangs von der Planung und Bau zum Betrieb eines RZ
ENTWURF (!): DIN EN 50600-4-1 Überblick über und allgemeine Anforderungen an Leistungskennzahlen
Diese Norm legt die Aspekte der Normenreihe DIN EN 50600-4-X wie folgt fest:
- Eine gemeinsame Struktur
- Begriffe, Terminologie und Grenzbedingungen für KPIs für die Wirksamkeit und den Wirkungsgrad des Ressourcenverbrauchs von Rechenzentren
- Gemeinsame Anforderungen an KPIs für die Wirksamkeit und den Wirkungsgrad des Ressourcenverbrauchs von Rechenzentren
- Gemeinsame Ziele für KPIs für die Wirksamkeit und den Wirkungsgrad des Ressourcenverbrauchs von Rechenzentren
- Allgemeine Information zur Verwendung von KPIs für die Wirksamkeit und den Wirkungsgrad des Ressourcenverbrauchs von Rechenzentren
ENTWURF (!): DIN EN 50600-4-2 Kennzahl zur eingesetzten Energie
Sie definiert den Wirkungsgrad der eingesetzten Energie (PUE) eines Rechenzentrums.
- Er legt Kategorien für die Messung der Energieeffizienz fest.
- Er beschreibt den Zusammenhang dieser KPI mit der Infrastruktur der IT-Ausstattung und dem IT-Betrieb eines Rechenzentrums.
- Er definiert die Messung, Berechnung und Berichterstattung des Parameters
- Er informiert über die korrekte Interpretation des PUE (Power Usage Effectiveness).
ENTWURF (!): DIN EN 50600-4-3 Anteil erneuerbarer Energien
Der Abschnitt 4-3 definiert den Anteil erneuerbarer Energien (REF) eines Rechenzentrums, spezifiziert die Methodik zur Berechnung der REF und informiert über die korrekte Interpretation des REF.
SO FUNKTIONIERT´S
Eine Zertifizierung Ihres Unternehmens wird auf der Basis der DIN EN 50600 in Umsetzung in Verbindung mit einem ISMS nach ISO 27001 vorgenommen. Sie erhalten ein entsprechendes Zertifikat.